Rückblick auf die Fachtagung Schulverpflegung 2015

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Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung griff bei ihrer Tagung ein hochaktuelles Thema auf: Chancen und Herausforderungen einer zukunftsfähigen Schulverpflegung für alle, insbesondere im Hinblick auf die steigende Anzahl von Migrantenkindern.
Tafel mit Schriftzug Fachtagung 2015

Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung griff bei ihrer Tagung ein hochaktuelles Thema auf: Chancen und Herausforderungen einer zukunftsfähigen Schulverpflegung für alle, insbesondere im Hinblick auf die steigende Anzahl von Migrantenkindern.

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"Das gemeinsame Schulessen kann einen wichtigen Beitrag sowohl zur Integration als auch zur Prägung einer guten gesunden Schule leisten", sagte Christiane Kappelhoff zum Auftakt der Tagung "Migrantenkinder willkommen beim Schulessen". Über 70 Akteure aus Schule und Schulverpflegung diskutierten bei den Vorträgen und Workshops engagiert mit.

"Essen ist Heimat, auch in der Fremde" oder "Religionsadäquate Schulverpflegung" waren Themen des Vormittags, die einen Überblick über die kulturelle Bedeutung des Essens gaben. "Im Zweifel vegetarisch" greift eben doch zu kurz.

Viel Zuspruch fand der Workshop "Schulverpflegung aus Migrant-Innensicht" ,in dem Mütter ihre eigenen und die Erfahrungen der Kinder schilderten. Deutlich wurde: Der Unterschied ist gar nicht so groß. Lebensmittel vom Schwein meiden zwar die meisten Muslime, doch es gibt genug Alternativen. Bei einem Punkt waren sich alle einig: "Der Speiseplan wiederholt sich alle vier Wochen und darauf haben alle Kinder bald keine Lust mehr", sagt eine Mutter aus Afghanistan. "Etwas mehr Gewürze, mehr Abwechslung und auf die Bedürfnisse der Kinder nach einem anstrengenden Vormittag eingehen", das wünscht sich eine Mutter aus Syrien. "Die Augen essen mit, auch bei den Kindern", sagen sie. Im Speiseplan wären Bilder oder Beschreibungen der Gerichte hilfreich, da der Name oft nicht viel verrät. "Nicht so oft süße Hauptgerichte" wünschen sich die MigrantInnen für ihre Kinder, "denn das ist wie eine Riesenportion Nachtisch, aber kein Essen".

"Schulessen in Deutschland ist eine sehr gute Einrichtung" betont eine Mutter aus Syrien. "Es ist gleichzeitig Treffpunkt für alle Kinder, die sich so besser kennenlernen und Freunde finden können".

In einem anderen Workshop "Schulverpflegung als Teil der guten gesunden Schule" haben die TeilnehmerInnen diese aus der Perspektive der gesundheitlichen Bildung, als "innere Schulangelegenheit" erfahren. Jede Schule ist selbst verantwortlich für die Prägung ihres Profils. Das Schulessen ist dabei ein lohnenswertes Feld und lässt sich mit der Integrationsarbeit gut verknüpfen. Schulessen ist eben nicht nur Versorgung, sondern hat großes soziales und gesundheitsförderliches Potenzial, eine gute Qualität des Essens vorausgesetzt. Ernährungs- und Verbraucherbildung sollte das Wissen um und die Akzeptanz von gutem gesundem Essen unterstützen. Der Workshop zeigte auf, was bis ins Detail zu beachten und immer wieder zu besprechen ist.

An diesem Tag wurde ebenfalls eine Vision der Schulverpflegungssituation 2030 entworfen. Zahlreicher und bunter wird die zukünftige Schülerschaft erwartet. "Welche Weichen sind heute zu stellen, um allen gerecht zu werden?" war die Frage. - Nicht nur in Bezug auf das Speisenangebot, sondern auch auf die Organisation. Die Caterer, die in diesem Workshop diskutierten, zeigten sich gut vorbereitet. Sie würden im Gespräch mit den Schulen und Kunden bleiben, den jeweiligen Bedarf vor Ort ermitteln und flexibel reagieren, im Bedarfsfall auch miteinander kooperieren und zukaufen. Wichtig ist, das Angebot transparent zu machen, den Zugang chancengleich zu gewähren und Vertrauen zu schaffen. "Das gilt auch für Kinder unterschiedlicher sozialer Herkunft!" betonten die Essensanbieter.

Als Empfehlung geht von der Tagung ganz klar aus: alle Beteiligten sollten das Gespräch miteinander suchen und beibehalten, Kinder, Eltern, Schulen, Caterer und die Verantwortlichen in der Verwaltung gleichermaßen. Kommunikation ist das A und O, ebenso wie Transparenz, Beteiligung und Vertrauen schaffen. Mit den Kindern selbst sollten die Akteure die starken Vorteile gesunden abwechslungsreichen Essens klären und bei geschmacklichen Vorbehalten, wie sie z.B. häufig gegenüber Spinat oder Fisch vorkommen, nach akzeptablen und kreativen Lösungen suchen (z.B. Spinat mal in einer Teigtasche mit Käse).

"Schulverpflegung ist eine hoch komplexe Angelegenheit und ein beziehungsreiches Unternehmen. Unsere Tagung hat die Absicht, einmal - abseits der Hauptprobleme Qualität und Preisdruck - die sozialen und gesundheitsförderlichen Potenziale des Schulessens in den Mittelpunkt zu rücken und hier einen Anstoß auch für breitere Wertschätzung zu geben. Weil gutes Schulessen noch viel mehr leisten kann als satt zu machen", sagt Christiane Kappelhoff.

 


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