Wie sieht es mit dem Schulessen in Thüringen aus?

Stand:
Die ersten Ergebnisse unserer aktuellen digitalen Befragung Thüringer Schulen und Schulträger
Graf mit unterschiedlich hohen Balkan mit wei´ßer Kreide auf gelbgrünen Untergrund
Off

Regelmäßig befragen wir die Schulen und Schulträger in Thüringen zum Thema Schulverpflegung. Nun wurde die Erhebung im Herbst 2021 erstmals digital durchgeführt und staatliche wie auch freie Einrichtungen und Träger eingeladen, daran teilzunehmen. Die Beteiligung lag mit knapp 16 Prozent bei den Schulen deutlich niedriger im Vergleich zu den Befragungen der Vorjahre, die noch auf Papier durchgeführt wurden. Auf der Verwaltungsebene der Schulträger war die Quote jedoch vergleichbar zu den vorherigen Befragungen. Interessiert haben uns beispielsweise die Nachfrage der Schulspeisung, Verpflegungs- und Ausgabesysteme, das Speisenangebot, die Rahmenbedingungen oder auch die Kosten.

Insgesamt kann Thüringen auf eine gut etablierte und angenommene Schulverpflegung schauen. Denn etwa jede:r zweite Schüler:in nimmt am Essen teil, womit wieder Teilnahmezahlen von vor der Pandemie erreicht werden. Erfahrungsgemäß nutzen die Kinder an den Grundschulen das Angebot deutlich häufiger (79 %) als an den weiterführenden Schulen (31 %). Seitens des Schulpersonals nimmt hingegen nur jede:r vierte am Mittagessen teil.

Noch immer ist die Warmverpflegung, bei der das Essen in einer zentralen Küche zubereitet und warm ausgeliefert wird, das dominierende Verpflegungssystem. Einen größeren Anteil nehmen inzwischen Alternativen wie die Frischküche (9 Prozent) oder eine Verpflegung basierend auf Tiefkühlprodukten (8 Prozent) ein.

Die Grafik zeigt welches Verpflegungssystem wie stark in Thüringen vertreten ist mit unterschiedlich großen Blasen.
Grafik: A. Neumann / Verbraucherzentrale Thüringen

 

Ausgegeben wird das Essen nach wie vor überwiegend als Tellergericht (70%). Auch hier beginnt das Buffetkonzept (16 Prozent) sich mehr durchzusetzen. Zum Teil wird an Grundschulen in Tischgemeinschaften (9 Prozent) gegessen, wo die Komponenten des Essens in Schüsseln auf dem Tisch zur freien Entnahme stehen.

Seit August 2020 sind für das Mittagessen in Thüringen ernährungswissenschaftliche Qualitätsstandards anzuwenden. Grundlage ist der Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Dieser wird von den Schulträgern genutzt, wenn sie das Mittagessen organisieren. Auf Grundlage von 51 Speiseplänen der Schulen wurde die Umsetzung der Qualitätsstandards untersucht. Im Durchschnitt erfüllen die Speisepläne der Schulen zu 60 Prozent die Vorgaben der DGE für die Häufigkeiten und Qualitäten der einzelnen Lebensmittelgruppen. Die minimale Erfüllung lag über alle Speisepläne hinweg im Mittel bei 49 %. Betrachtet wurde dabei das gesamte Angebot, also alle Menülinien, aus denen die Schüler:innen wöchentlich wählen können. Insgesamt hat sich also das Angebot weiter verbessert. So werden beispielsweise mehr vegetarische Speisen, weniger Fleischgerichte und folglich auch mehr Gemüse, Salat und Rohkost, aber auch Vollkornprodukte angeboten. 

Graph mit den einzelnen Ergebnissen der Speiseplananalyse nach den DGE Qualitätsstandards
Grafik: A. Neumann / Verbraucherzentrale Thüringen

 

In puncto Nachhaltigkeit gab etwa ein Drittel der Schulen an, dass ökologisch erzeugte Lebensmittel beim Mittagessen angeboten werden. Zukünftig kann der Anteil wachsen, wenn Beispiele wie Erfurt oder Eisenach, wo ein entsprechender Anteil an Bio-Lebensmitteln im Speisenangebot fest verankert wurde, weiter Schule machen. Verbesserungsbedarf besteht jedoch noch bei der Kennzeichnung von Bio-Lebensmitteln im Speiseplan und Zertifizierung der Küchen, beim Einsatz der Produkte. 

Auch die Rahmenbedingungen, unter denen gegessen wird, wurden betrachtet. So sind die Pausenzeiten mit etwa 20 bis 35 Minuten unverändert kurz, vor allem dann, wenn viele Schüler:innen im Speiseraum sind. Zudem erreicht die Bewertung der Räumlichkeiten seit Beginn der Befragungen 2009 mit einer Schulnote von 3,3 den schlechtesten Wert. Insbesondere für Mobiliar, Sitzaufteilung, Akustik und Belüftung wurden nur Schulnoten von höchstens 3,5 vergeben. Am besten werden die Lichtverhältnisse mit 1,9 eingestuft. Hier zeigt sich sehr eindeutig, dass Investitionen in das Ambiente der Speiseräume unbedingt erforderlich sind. 

Abschließend noch ein Blick auf die Preisentwicklung. Mit 3,24 Euro pro Schulessen, zahlen die Eltern inzwischen mehr als 2017. Dennoch reiht sich der Anstieg in die Entwicklung der Vorjahre ein. Beachtet werden muss allerdings, dass der ermittelte Durchschnittspreis nicht die aktuelle Situation berücksichtigt. Außerdem wird das Schulessen in einigen Landkreisen und Städten finanziell unterstützt. So subventionieren sieben Schulträger das Essen direkt mit einem festen Betrag. Darüber hinaus bezuschussen viele Träger das Essen indirekt, indem zum Beispiel Wasser-, Energie-  oder Mietkosten vor Ort in der Ausgabeküche übernommen werden. Dennoch bedarf es mit Blick auf die aktuelle Situation kreativer Lösungen, um die Teilnahme am Mittagessen nicht zu einer Frage des Geldes werden zu lassen. 

 

 

 


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